• Anfang Januar konnte die Polizei einen Pädophilenring in Baden-Württemberg sprengen
• Unter den acht Verdächtigen befindet sich auch ein Bundeswehrsoldat – er ist kein Einzelfall, wie Zahlen des Verteidigungsministerium zeigen

Es sind unfassbare Vorwürfe: Eine Mutter soll ihr 9-jähriges Kind Männern gegen Geld für Vergewaltigungen zur Verfügung gestellt haben. Die Polizei befreite den Jungen nach zwei Jahren Martyrium.

Die Behörde machte den Fall und die Verdächtigen am Donnerstag bekannt. Unter den Vergewaltigern des 9-jährigen Kindes war auch ein Bundeswehrsoldat. Er war Teil eines in ganz Europa aktiven Pädophilenrings.

Nun kommt heraus: Der 49-jährige Unteroffizier, der bei der deutsch-französischen Brigade im Elsass diente, ist womöglich kein Einzelfall.

Die Strafmaßnahmen gegen Bundeswehrsoldaten wegen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie sollen in den vergangenen Jahren massiv zugenommen haben, berichtet die “Bild”-Zeitung am Mittwoch.

Verdachtsfälle verdreifachten sich fast

Die Zahlen, die ein Sprecher des Verteidigungsministeriums der “Bild” nannte, sind besorgniserregend.

Hat es im Jahr 2015 noch 9 Verdachtsfälle gegeben, erhöhte sich die Zahl 2016 bereits auf 19 und 2017 schließlich auf 26 Fälle. 

In den vergangenen drei Jahren sollen insgesamt vier Strafverfahren eingestellt worden sein. Unklar ist, ob dies gegen eine Geldauflage geschah. Aus Sicht des Verteidigungsministeriums stellt Pädophilie “eine krankhafte, psychische Störung” dar.

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Mutmaßlicher Vergewaltiger darf keine Uniform mehr tragen

Der Verdächtige in dem aktuellen Fall aus Freiburg sitze bereits seit dem 25. Oktober in U-Haft, wie ein Sprecher des Heeres erklärte. Er soll den Jungen nicht nur vergewaltigt haben, sondern ließ sich angeblich auch bei der Tat gefilmt haben.

Laut Informationen der “Bild” soll auf dem Dienstrechner des Beschuldigten bereits vor etwa acht Jahren kinderpornografisches Material gefunden worden sein. Damals sei der Mann degradiert worden und habe eine Geldstrafe erhalten. 

Diesmal ist das anders: Der Mann sei vorläufig des Dienstes enthoben worden und dürfe keine Uniform mehr tragen, wie der Heeres-Sprecher bestätigte.

Das ist ein Standardverfahren. Wird ein Soldat vom Gericht später zu einem Strafmaß von weniger als einem Jahr verurteilt, leitet die Bundeswehr ein disziplinargerichtliches Verfahren gegen den Soldaten ein.

Die Bundeswehr kann seinen Dienstgrad herabsetzen oder ihn sogar entlassen. Bei einer Gerichtsstrafe von über 12 Monaten verliert der Soldaten in jedem Fall  seine Anstellung bei der Armee.

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Anonymer Hinweis auf Pädophilenring

Nach einem anonymen Hinweis hatten die Ermittlungen im vergangenen September begonnen, wie die Staatsanwaltschaft Freiburg berichtete.

Die Polizei stieß dann auf einen Pädophilenring, der seit Anfang Januar zerschlagen ist. Es sei der schwerwiegendste Fall von sexuellem Missbrauch von Kindern, den das Landeskriminalamt Baden-Württemberg jemals bearbeitet hat, sagt ein Sprecher der Behörde. 

Selbst Ermittler hat die Grausamkeit der Taten erschreckt. Die 47 Jahre alte Mutter des Jungen und ihr 37 Jahre alter Lebensgefährte haben das Kind demnach gemeinsam sexuell misshandelt sowie es anderen Männern gegen Geld für Vergewaltigungen überlassen. Der Kriminalfall sprenge bisher bekannte Dimensionen, sagen die Ermittler.

Acht Verdächtige sind in Untersuchungshaft. Die Taten ereigneten sich laut Polizei von 2015 bis Herbst 2017. Der Junge befinde sich mittlerweile in staatlicher Obhut. 

Mit Material der dpa.

(ll)