“Ich konnte nicht glauben, wie chaotisch es in deutschen Kindergärten zugeht”
Die amerikanische Mutter Sara Zaske lebte fast sieben Jahre in Berlin. Als sie ihre Tochter zum ersten Mal in eine deutsche Kita brachte, sei sie sehr erstaunt gewesen, wie sie in einem Artikel in der Zeitung “The Wall Street Journal” schreibt. Denn was sie dort sah, passte nicht zu ihrer Vorstellung über die Deutschen.
“Die Kinder rannten umher, schrien, spielten, was sie wollten und mit wem sie wollten”, schreibt Zaske. Das sei ein großes Durcheinander gewesen. “Es wurde weder gelesen noch gerechnet.“ Die Betreuerinnen kümmerten sich einfach darum, dass die Kinder spielen konnten, erklärt sie.
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Ursprünglich dachte sie, dass die Deutschen sehr streng seien. Doch das Gegenteil sei der Fall, meint sie. Erst nach einer Weile merkte sie, wie wichtig Freispiel für die Entwicklung von Kindern sei.
Was Sara Zaske allerdings am meisten beeindruckte: Deutsche Erzieher lassen die Kinder ihre Streitereien meist selbst lösen.
Statt ihnen Muster vorzuschreiben, nach denen sie sich verhalten sollen, halten sich die Erzieher erst einmal zurück. Somit geben sie den Kindern die Möglichkeit, den Konflikt selbst zu lösen.
In USA mischen sich Erzieher viel schneller ein
In einem amerikanischen Kindergarten wäre das ganz anders, meint Sara Zaske. Die Betreuer gehen hier sofort dazwischen und versuchen den Konflikt mit Strafen oder Ermahnungen zu lösen.
In Deutschland schreiten die Erzieher nur ein, wenn es dringend notwendig sei, schreibt Zaske. Und das manchen sie auch auf eine ganz andere Art und Weise wie es in ihrem Heimatland üblich wäre.
„Die Betreuer nehmen sich die Kinder zur Seite, sprechen in Ruhe mit ihnen, sagen, was sie mit ihrem Verhalten auslösen oder erklären der ganzen Gruppe, was Fairness bedeutet“, schreibt Zaske.
Kinder sollen so lernen, Probleme auf eigene Faust zu lösen und dabei fair zu bleiben. Sie sollen lernen, Empathie zu entwickeln. Und nach der deutschen Erziehungsweise in den Kindergärten geschehe das am besten, wenn sie miteinander interagieren. Ohne Erwachsene, die sich einmischen.
Strafen gehören zum Alltag
Sara Zaske fiel außerdem auf, dass die Erzieher keine Strafen verteilten oder Warnungen mit nach Hause schickten. “Sie schrieben nicht die Namen der ‘unartigen’ Kinder auf die Tafel oder schickten sie in die Ecke”, erinnert sich Sara. In den USA gehöre das allerdings zum Alltag, schreibt sie.
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Sie habe anfangs ihre Zweifel gehabt, gibt sie zu.
Aber ihre Tochter habe im Kindergarten sehr wichtige Lektionen fürs Leben gelernt. Das sah man dann auch in der Grundschule. Dort wurde sie schnell zu derjenigen, die Konflikte konstruktiv löst.
(kap)
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