Die Betreuung eines jungen Flüchtlings ohne Eltern kostet 50.000 Euro pro Jahr
- Die Betreuung eines unbegleiteten minderjährigen Flüchtlings in Deutschland kostet etwa 50.000 Euro pro Jahr
- Die neuen Zahlen könnten eine hitzige Debatte wieder anfachen – und die AfD nutzt sie zur Hetze
- Weitere Details erfahrt ihr im Video oben
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge genießen in Deutschland besonderen Schutz, besondere Betreuung.
Die Kinder und Jugendlichen sollen nach dem Schlimmen, das sie erlebt haben, ein sicheres Umfeld bekommen. Abschiebungen ins Herkunftsland sind kaum möglich. Sie haben einen Rechtsanspruch auf sofortigen Schulbesuch und Ausbildung.
Das ist richtig so. Und es kostet.
Die “Welt am Sonntag” hat bei den Ländern nachgefragt, wie viel. Die Ländern nannten Summen zwischen 40.000 Euro (Brandenburg) und 58.600 Euro (Schleswig-Holstein). Im Schnitt, so die Redaktion, hätten die Länder pro Jugendlichem 50.000 Euro aufgewendet.
Hilfe auch für junge Erwachsene
Insgesamt seien im Oktober 2017 etwa 32.700 Jugendliche und 24.000 junge Erwachsene von der Jugendhilfe betreut worden.
In Deutschland haben auch junge Volljährige, die noch kein eigenständiges Leben führen, können, Anspruch auf Unterstützung bis zum 27. Lebensjahr. In der Praxis, so heißt es, gebe es Hilfe aber meiste nur bis zum Alter von 21 Jahren.
Einige Länder allerdings konnten der “Wams” keine oder nur veraltete Angaben zu den Kosten machen. Was erstaunlich ist, weil die Finanzminister der Länder erst Mitte Januar gefordert hatten, dass sich der Bund dringend zur Hälfte an den Kosten beteiligen solle.
Fürsorge für einen Erwachsenen deutlich billiger
Einen Vergleich mit den Kosten für erwachsene Flüchtlinge liefert der Bericht nicht. Anfang 2016 ging die Bundesregierung von etwa 11.800 Euro pro Person und Jahr aus. Das hatte die “Bild”-Zeitung unter Berufung auf eine Antwort der Regierung auf eine Anfrage der Linken berichtet.
Die neuen Zahlen aus der “Welt” könnten damit die Diskussion um die Altersfeststellung bei jungen Flüchtlingen wieder anfachen.
Zuletzt war in Deutschland eine heftige Diskussion entbrannt, ob medizinische Alterstests vorgeschrieben werden sollen, weil die Behörden viele nach eigenen Angaben minderjährige Flüchtlinge nach genauerer Untersuchung als volljährig eingestuft hatten.
Rechte nutzen Zahlen für sich
Die AfD Bayern nutzte die Zahlen sofort, um zu fragen, wie viel eine deutsche Durchschnittsfamilie für ihre Kinder zur Verfügung habe.
Die Aufnahme unbegleiteter Flüchtlinge (bei Ausnahmen bis zum 27. Lebensjahr?) hat im vergangenen Jahr im Durchschnitt rund 50.000 Euro pro Fall gekostet. Was hat die ??Durchschnittsfamilien für ihre Kinder zur Verfügung? #Altersfeststellung#AfD#MUFLt.co/ryqAqXRwuo
— AfD Bayern (@AfD_Bayern) February 11, 2018
AfD-Politikerin Beatrix von Storch fühlte sich am Sonntagmittag sogar bemüßigt, die Erkenntnisse “skandalös” und “ungerecht” zu nennen, eine “Frechheit gegenüber deutschen Familien”.
50.000 Euro pro Jahr und Fall. Im Schnitt. Das ist skandalös. Das ist ungerecht gegenüber deutschen Familien. Eine echte Frechheit. Das allein ist ein Grund, nie wieder CDU, CSU oder SPD oder eine der anderen Willkommensparteien zu wählen. 50.000 €! t.co/8l6PWPgyg1pic.twitter.com/XvYAttkUgV
— Beatrix von Storch (@Beatrix_vStorch) February 11, 2018
Die Tweets belegen einmal wieder, dass die Partei selbst auf dem Rücken von Kriegsopfern Politik macht.
Schließlich geht es nicht darum, wie viel Eltern für ein Kind aufwenden können, sondern in den 50.000 Euro sind etwa die Betreuung in einem Kinderheim oder einer vergleichbaren Einrichtung enthalten.
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