Ich habe meine Wohnung verloren – jetzt lebe ich im Wohnwagen
Ich habe immer geglaubt, wir leben in einer Gesellschaft, die sich um die Schwachen kümmert. Die dafür sorgt, dass Menschen mit Behinderung oder mit Krankheit Schutz bekommen.
Aber ich wurde enttäuscht.
Ich habe eine 50-Prozentige Behinderung, bin Asperger-Autistin, arbeitsunfähig und seit über einem Jahr wohnungslos.
Im Mai 2016 wurde mir meine Wohnung in Esslingen wegen Eigenbedarfs gekündigt, ein halbes Jahr später musste ich ausziehen, wollte aber unbedingt in der Stadt bleiben. Ich hatte dort einen Freundeskreis, habe mich glücklich und zuhause gefühlt.
Eine neue Unterkunft habe ich nicht gefunden – denn zu der Zeit fehlten in Esslingen rund 6000 Wohnungen.
Ich musste mir etwas einfallen lassen – und zog mit meinen Hunden Laika und Diva in einen alten Wohnwagen.
Mittlerweile geht es mir damit jedoch von Tag zu Tag schlechter.
Die Stadt hat mir das Leben zur Hölle gemacht
Zunächst stand ich mit meinem Wagen weiter in Esslingen.
Zumindest so lange, bis mir die Stadt das Leben zur Hölle gemacht hat. Das Ordnungsamt duldete meinen Wagen in der Stadt nicht. Die Menschen aus der Nachbarschaft begegneten mir mit unbeschreiblichem Hass, Ausgrenzung und sogar Gewalt.
Sie beleidigten und bedrohten mich, spuckten mich an und zerstachen die Reifen meines Wagens. Schließlich vertrieben sie mich aus der Stadt.
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Seit Ende Oktober vergangenen Jahres stehe ich nun mit meinem Wohnwagen auf einem Campingplatz im Allgäu. Glücklich bin ich hier aber nicht. Ich musste meinen Freundeskreis in Esslingen zurücklassen. Außer meiner Hunde habe ich eigentlich niemanden.
Das Heimweh wird jeden Tag schlimmer. Ich will wieder nach Hause, nach Esslingen.
Die Angebote sind knapp – und unverschämt
Doch die Wohnungssuche ist schwierig – besonders als Hundemama. Jeden Tag schaue ich auf Immobilienseiten, spreche wildfremde Hundebesitzer an, frage sie, ob sie wissen, wo ich unterkommen könnte.
Aber die Angebote sind knapp. Und unverschämt. Mir wurde sogar schon mal eine Wohnung angeboten – gegen Sex.
Vermieter nutzen die prekäre Wohnungssituation aus. Dabei ist es eh schon schwierig, in Esslingen überhaupt bezahlbaren Wohnraum zu finden. Laut der Esslinger Zeitung stieg die Durchschnittsmiete von 2016 bis 2018 um elf Prozent.
Ich beziehe Grundsicherung – das ist ein geregeltes Einkommen. Im Monat habe ich 450 Euro für Miete zu Verfügung. Es gibt Angebote für dieses Budget. Aber nicht für mich. Vielleicht schreckt es die Vermieter ab, dass ich nicht arbeite. Das assoziieren viele mit Faulheit.
Bei der Stadt Esslingen stehe ich seit einiger Zeit auf einer Notfallliste für Sozialwohnungen. Auf der sind aber noch hunderte Wohnungssuchende vor mir.
Kein Wunder, denn viele Wohnungen hat die Stadt nicht. Den sozialen Wohnungsbau hat sie laut der “Esslinger Zeitung” lange Zeit vernachlässigt.
Die Fenster werden nur noch mit Klebeband zusammengehalten
Manchmal frage ich bei der Wohnungsbaugesellschaft nach. Die haben allerdings nie gute Nachrichten für mich. In der letzten Mail teilten sie mir mit, dass sie 98 Prozent der Anfragen ablehnen müssen.
Große Hoffnung auf eine Sozialwohnung habe ich also nicht.
Aber lange halte ich es im Wohnwagen nicht mehr aus. Die Fenster sind schon kaputt, werden nur noch mit Klebeband zusammengehalten. Es ist eng. Und einfach kein Zuhause.
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Viele Menschen vergessen oft, dass Armut, Obdachlosigkeit, Krankheit und Behinderung jeden treffen kann. Davor ist niemand sicher und das sollte sich jeder vor Augen halten.
Ich bin ein ruhiger Mensch und habe zwei liebe Hunde. Ich schmeiße keine Partys, rauche nicht, trinke nicht, zahle pünktlich und habe ein makelloses Führungszeugnis.
Es gibt keinen Grund, warum Laika, Diva und ich kein neues Zuhause bekommen sollten.
Wer für Isabel und ihren zwei süßen Mitbewohner eine Lösung hat, findet hier ihre Kontaktinformationen.
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