“Hart aber fair”: Foto bringt auf den Punkt, wie die Parteien versagt haben
- Bei “Hart aber Fair” kamen SPD-Mann Oppermann und CDU-Kollegin Klöckner in die Schusslinie der anderen Gäste
- Ihr Fazit: Das Jahr 2017 war vom politischen Scheitern der großen Parteien geprägt
“Ich möchte meinen Gästen ein Geschenk machen”, sagte ARD-Moderator Frank Plasberg, “freies Schießen, keine Fragen von mir”.
Am Montag sollte “Hart aber Fair” eine besondere Sendung werden: ein Rückblick auf das, was die ARD-Redaktion schon einmal suggestiv das “Flopjahr” getauft hatte.
Es wurde ein offener Schlagabtausch, bei dem weder SPD noch CDU eine besonders gute Figur machten.
Die Gäste:
► CDU-Vize Julia Klöckner
► “Taz”-Journalistin Bettina Gaus
► Comedian Abdelkarim Zemhoute
► SPD-Bundestagsvize Thomas Oppermann
► “Welt”-Journalist Robin Alexander
Gaus: “Herr Oppermann, was meinen Sie damit?”
Natürlich war das Thema Nummer Eins: die schleppende Suche nach einem neuen Regierungsbündnis nach der Bundestagswahl. Erst zerschellte Jamaika, jetzt hat sich die SPD trotz anfänglichem “Nein” an den Verhandlungstisch geschleppt.
Zu “ergebnisoffenen Verhandlungen”. “Taz”-Journalistin Gaus entlarvte schnell den Denkfehler dahinter. “Herr Oppermann, was meinen Sie damit?”, fragte sie das SPD-Urgestein.
CDU-Chefin Angela Merkel habe immerhin “für ihre Verhältnisse sehr deutlich” gemacht, dass sie nur für eine “richtig normale Koalition” zu haben sei.
Gaus stellte einen Vergleich auf, der zeigen sollte, wie aussichtslos die Strategie der Sozialdemokraten ist, “alternative Regierungsmodelle” ins Spiel zu bringen: “Wenn Sie Ihr Haus behalten möchten, ist es ziemlich sinnlos, mit Ihnen über den Verkauf des Eigenheims zu verhandeln.”
Comedian: “Ich wusste, dass das nichts wird”
Der SPD-Mann geriet so schnell in die Defensive. Auch weil Gaus kein gutes Haar an den von SPD-Chef Martin Schulz geforderten “Vereinigten Staaten von Europa” ließ.
Der ehemalige SPD-Fraktionschef musste schnell zugeben: “Das schaffen wir ganz sicher nicht in vier Jahren.” Schulz habe eine “alte Forderung der SPD von 1925” aufgegriffen.
Ein Argument, das eher für zynische Belustigung bei den anderen Gästen sorgte. Oppermann hatte Glück, dass das Gespräch bald auf ein anderes Thema kam: das Scheitern der Jamaika-Koalition.
► Plasberg zeigte dazu eines den mittlerweile berüchtigten Balkonfotos der Sondierungen.
Comedian Abdelkarim Zemhoute machte sich über das gekünstelte Bild lustig: “Als ich das gesehen habe, wusste ich, das kann nichts werden.”
CDU-Frau Klöckner gab zu, dass die Bilder nicht glücklich gewesen seien. “Ich rate uns, dass wir uns für die Gespräche mit der SPD einen Ort suchen, der keinen Balkon hat.”
Oppermann: “Peinlichste Wochen der Politik”
Auch Oppermann durfte dann einmal angreifen: Die Sondierungen seien “die peinlichsten vier Wochen der Politik” gewesen. Klöckner ließ sich das nicht gefallen und schoss dazwischen: “Das ist keine peinliche Veranstaltung, das ist Demokratie, Herr Oppermann.“
Die SPD habe die schwierigen Sondierungen immerhin mit ihrer Verweigerung erst nötig gemacht.
“Welt”-Journalist Robin Alexander brachte die Jamaika-Verhandlungen dann wohl am Treffendsten auf den Punkt.
Das Bild, das Plasberg einspielte, sei ein Sinnbild für die Fehler bei den Verhandlungen: “Auf den ganzem Bild ist kein Liberaler und die CSU ist ganz am Rand.” Im Zentrum hätten immer nur Merkel, Altmaier und die Grünen gestanden.
“Schulz dachte echt, die Leute mögen ihn”
Nun ist es an der SPD, es besser zu machen.
Doch die Sozialdemokraten haben sich längst nicht von der Wahlschlappe erholt. “Wir haben richtige Fehler gemacht”, musste Oppermann zugeben.
“Schulz dachte tatsächlich, die Leute finden ihn toll. Das stimmte aber nicht“, ätzte Journalist Alexander. Der SPD-Chef habe sich “an sich selbst besoffen”.
Versöhnliche Worte kamen dann ausgerechnet von CDU-Kollegin Klöckner. Ganz im Koalitionsmodus warb sie für ein neues schwarz-rotes Bündnis und mehr Selbstvertrauen bei den Sozialdemokraten.
“Die SPD hätte sich gar nicht so klein machen müssen”, findet Klöckner. Man habe in den vergangenen vier Jahren “viel zusammen erreicht”.
Zumindest einmal schien auch bei Oppermann deutlich durch, dass er sich die GroKo wünscht. “Neuwahlen sind indiskutabel”, sagte der konservative SPD-Mann.
➨ Mehr zum Thema: Es gibt 4 Theorien, warum Jamaika gescheitert ist – das ist die wahrscheinlichste
(ll)
www.huffingtonpost.de/entry/hart-aber-fair-flopjahr_de_5a38a91de4b0860bf4aaa276
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